Lukas Foss

*  15. August 1922

†  1. Februar 2009

von Wilfried Gruhn

Essay

Bei allen stilistischen Wandlungen ist Foss im Laufe seiner kompositorischen Entwicklung seinem ästhetischen Anspruch stets treu geblieben, eine bestimmte kompositorische Idee in einem neuen Werk auf jeweils verschiedene Weise zu verwirklichen. Das gilt sowohl für seine avanciertesten Stücke als auch für die folkloristisch getönten »amerikanischen« Werke. Sein kompositionsästhetisches Credo hat er 1994 in einer Harvard-Vorlesung zusammengefaßt. Es geht ihm nicht primär um Wirkungen und Klangeffekte (»fishing for sounds«, Foss 1994, 8), sondern um die Aufdeckung des Überraschenden, des Bedeutungsvollen, des Neuen, das sich im Alten ebenso findet wie in Formen gegenwärtiger Musikpraxis. Komponieren ist für ihn zunächst handwerkliche Arbeit, unabhängig von charismatischer Ausstrahlung und genialer Intuition. Dieser handwerkliche Aspekt des Musikmachens, des Produzierens und Reproduzierens bestimmt seine Tätigkeit als Komponist, Pianist und Dirigent. Dabei leitet ihn die Suche nach dem Neuen und Ungewissen, das sich der Sicherheit des Etablierten entzieht.

Komponieren bedeutet für ihn, Klängen eine (neue) Bedeutung zu geben (»composing means to make meaning with the sounds«, Foss 1976, 203). Bereits erprobte Verfahren und kompositorische Stilmittel gibt er in dem Moment wieder auf, wo sie zur Routine werden und dazu tendieren, bekannte Klischees (»things that I knew«, Foss ...